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Orte

Quelle: av

Kirchen ohne Namen

„Und wie heißt Ihre Kirche?“ - diese Frage wird oft gestellt, wenn es z.B. um Veröffentlichungen in der Presse geht oder die genaue Bezeichnung in einem Liedblatt. Aber sowohl für die Kirche in Heinde als auch die Lechstedter Kirche gibt es darauf nur die Antwort: „Unsere Kirche hat keinen Namen!“
Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass Kirchen keine Namen haben. Trotzdem verwundert es bei so alten Kirchen. 

Im Mittelalter wurden die meisten Kirchen mit der zunehmenden Heiligenverehrung unter das Patronat von Heiligen gestellt, deren Reliquien sie beherbergte und nach ihm oder ihr benannt.
Dann gibt es auch noch die Stiftskirchen: Die Stifter dieser Einrichtungen waren in der Regel Könige, Herzöge oder begüterte Adelsfamilien. Ihre Motivation war zugleich religiös und politisch. Diese Kirche bekam oft den Namen des Stifters oder dieser legte den Namen fest.

Die kleine Kapelle in Listringen ist das einzige sakrale Gebäude unserer Kirchengemeinde, das einen Namen trägt. 1450 ließ Thedel von Wallmoden diese errichten und dem heiligen St. Georg weihen: also steht in Listringen die St.Georgs-Kapelle.

Und die beiden anderen Kirchengebäude werden ihre Bezeichnung als „Kirche zu Heinde“ und „Kirche zu Lechstedt“ auch in Zukunft tragen und somit dann doch nicht „namenlos“ sein.

Heinde

Quelle: SH
Kirche zu Heinde

Historie

Urkundlich ist das Dorf Heinde erstmals in der Stiftungsurkunde Bf. Bernhards von Hildesheim für das Kloster St. Godehard aus dem Jahr 1146 erwähnt. 

Mit dem Priester Johannes de Henede, der 1207 in der Zeugenliste einer Urkunde erscheint, ist erstmals ein Ortsgeistlicher nachgewiesen. Damit existiert die Kirchengemeinde seit über 800 Jahren.

Das Patronat über die Kirche lag seit dem frühen 14. Jh. bei den Grafen von Wallmoden und ist 1883 auf die Familie von Kielmansegg übergegangen.

Das Kirchenschiff ließen die Grafen von Wallmoden 1716 neu errichten, laut Inschrift über dem Eingangsportal geschah dies nach Willen des 1713 verstorbenen Grafen Ludwig Achaz von Wallmoden. 

Im Jahre 1793 heiratete Gräfin Wilhelmine von Wallmoden-Gimborn in dieser Kirche den preußischen Beamten und späteren Reformer Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein. 

Ausgestattet ist die Kirche mit einem barocken Kanzelaltar, der von der Werkstatt des Hildesheimer Bildschnitzers Ernst Dietrich Bartels gefertigt wurde. Er ist geprägt von teilweise mit Engelsköpfen verzierten Säulen, seitlich davon die Evangelisten Johannes und Lukas, an den Wandungen der Kanzel Figuren Christi und des Apostel Paulus.  An der Orgelempore darüber finden wir das Doppelwappen derer von Heimburg und von Wallmoden, daneben zwei Engelsfiguren und die Evangelisten Matthäus und Markus, sowie Gemälde aus dem Leben Jesu. Der Taufengel, vermutlich aus der gleichen Werkstatt hängt mittig im Westen des Kirchenschiffs. Er hält in den Armen eine Muschel als Taufschale.

Die Orgel finden wir auf der Ostempore oberhalb des Kanzelaltars. Sie wurde vor 1799 erbaut, der Orgelbauer ist unbekannt. 1858 entstand der Neubau durch den Orgelbauer Heinrich Schaper. Im Rahmen der Renovierung der Kirche 2015 wurde die Originaldisposition der Orgel durch die Fa. Krawinkel wiederhergestellt. 

Unterhalb des romanischen Kirchturms befindet sich die Grablege der Familien von Wallmoden und von Kielmansegg.

Lechstedt

Quelle: mk

Historie

Lechstedt erscheint schriftlich erstmals um 1175/78 in einer undatierten Urkunde Bf. Adelogs von Hildesheim. Kirchlich gehörte Lechstedt in vorreformatorischer Zeit zum dompröpstlichen Stiftsdorf Itzum. Ein eigenes Kapellen- oder Kirchengebäude ist in der ersten Hälfte des 15. Jh. nachgewiesen. Seit 1643 war Lechstedt ein prot. Dorf unter kath. Landesherrschaft. 

Ein Dorfbrand zerstörte 1711 auch die Kirche. Der Patron Johann Friedrich Leopold von Stopler und seiner Ehefrau Anna Ilsa von Guldenfeld ließen sie ein Jahrzehnt später wiederaufbauen.

Ausgestattet ist die Kirche mit einem weißen Kanzelaltar mit goldenen Verzierungen, gewundenen Säulen, daneben zwei Engel. Im Bildfeld über dem Schalldeckel der Kanzel finden wir die Darstellung der Grablegung Christi, daneben zwei Figuren darüber ein schlichtes Kreuz als Bekrönung.

Der Taufengel, vermutlich aus der Werkstatt Ernst Dietrich Bartels, hält eine muschelförmige Taufschale in linker Hand.

Die Orgel wurde vor 1870 von einem unbekannten Orgelbauer gebaut und 1893 von der Orgelbaufirma August Schaper neu errichtet.

St. Georgs-Kapelle Listringen

Quelle: MP

Historie

1450 ließ Tedel von Wallmoden eine Kapelle in Listringen errichten, die dem Heiligen Georg geweiht wurde. Er übergab sie dem Heinder Priester, der dort nun einmal wöchentlich die Messe lesen sollte.

1804 ließ der Patron Ludwig Graf von Wallmoden-Gimborn die St.Georgs-Kapelle in Listringen neu erbauen.

Die kleine Saalkirche ist mit einer Altarwand mit schlichten Säulen, Rundbögen und Kanzel ausgestattet.

Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1589 und trägt die Inschrift: „Lasset dei Kinderkein zv mir komen ine is das Himmelrich Marci G. W. 1589“ und „T[hedel] v[on] W[allmoden]“. Das Becken diente zeitweise als Spülstein, als Gartentisch und als Vogeltränke, und wurde 1965 restauriert. 

Wie die Orgel in der Heinder Kirche wurde auch die Orgel in Listringen von der Orgelbaufirma Heinrich Schaper errichtet, und zwar im Jahre 1857.